Wegen vieler Nachfragen veröffentlichen wir hier einzelne Elemente des „Demenz-Codes“ von Udo Baer, einem Schlüssel zum Verständnis von Menschen mit Demenz.
Manche Menschen mit Demenz kannten in ihrer Jugend oder im Erwachsenenalter Menschen mit Demenz und fanden damals Wege, mit ihnen gut umzugehen. Frau E. erzählte, bevor sie demenzkrank wurde, von ihrer Oma, die „nichts mehr mitbekam und immer nur jammerte, dass alles so schlimm“ sei. „Da bin ich zu ihr hin, hab’ ihr über die Backe gestreichelt und ihr gesagt: ,Ja, du bist en arm Dier (ein armes Tier).’ Das hat immer geholfen, da wurde sie ruhig.“
Als sie selbst dement wurde und viel darüber klagte, wie schlecht es ihr gehe, erinnerte sich ihre Tochter an diese Erzählung. Sie ging zu ihrer Mutter, streichelte ihr über die Wange und sagte: „Ja, du bist en arm Dier.“ Die Mutter schaute überrascht zu ihr – und lächelte.
Solche Vorbilder, schwierige Situationen zu bewältigen (=Coping), haben viele alte Menschen. Sie sind in der Demenz meist nicht mehr abrufbar. Doch Angehörige kennen sie oft. Sie brauchen den Mut, zum Beispiel hinter dem Jammern die Hilflosigkeit und die Suche nach Aufmerksamkeit und Bestätigung zu erkennen und solche Vorbilder zu aktivieren und entsprechend zu handeln.
Eine Möglichkeit, die oft umzusetzen ist, besteht darin, zu fragen: „Wie hat Ihre Mutter/Vater/Oma … Sie getröstet?“ Meist kommt dann eine Antwort und die Begleitenden können antworten: „Da Ihre Mutter Sie jetzt nicht trösten kann – darf ich Sie jetzt wie Ihre Mutter trösten?“ Oder sie können ihre eigenen Einfälle ernst nehmen, um respektvoll auszuprobieren, was den erkrankten Menschen helfen könnte.
Der Beitrag Demenz-Code Teil 5: Die Coping-Vorbilder erschien zuerst auf Alter und Würde.